Vor zwei Jahren hatte Will Wright seinen Abgang bei Electronic Arts verkündet, um mit dem Stupid Fun Club eine eigene Ideenfabrik für allerlei Entertainment-Formate aus dem Boden zu stampfen. Seinem einstigen Metier bleibt der Designer dabei natürlich verbunden und gab jetzt im Rahmen eines Symposiums seine Sicht zum Wandel in der Spielewelt zum Besten.
Digitalfotografie sei so etwas wie Stützräder für seine Augen gewesen. Nach ein paar Jahren könne er jetzt auch ohne Kamera durch die Gegend laufen und die Welt auf interessante Art und Weise betrachten.
Auch Spiele könnten so zahlreiche Sichtweisen auf die Wirklichkeit gewähren, orakelte Wright. Ein Thema könne schließlich recht variantreich abgehandelt werden, heißt es da mit einem Verweis auf das Beispiel 'Stadt'. Civilization böte eher eine historische und regionale Perspektive, in Grim Fandango würde jenes Setting eher kulturell und im Kontext einer Geschichte betrachtet. In Grand Theft Auto sei es hingegen taktisch und immersiv, während das eigene Sim City eher eine spielzeug-mäßige, systematische Sicht offeriert hätte.
Angesichts jener Möglichkeiten heißt es:
"Es ist offensichtlich, dass es noch viele Genres gibt, die ihrer Entdeckung harren. Zur Zeit entdecken wir viele Arten von Spielen, von denen wir nicht wussten, dass es sie gibt - vor allem dank der Bemühungen von Indie-Spielen."
Das, was für die Wissenschaft gelte, stimme auch bei im Unterhaltungsgeschäft verorteten Medien: Die interessanten Durchbrüche gebe es dort, wo es zu Überschneidungen verschiedener Bereiche kommt - "interdisziplinäres Entertainment". Die Zeit sei jetzt reif dafür, führt Wright weiter aus. Irgendwann könnten die Kreativleute vielleicht als Entertainment-Designer bezeichnet werden - nicht mehr als Regisseure, Game-Designer oder TV-Produzenten.
Dank Smartphones oder in Autos und Flugzeugen integrierter Technologie gebe es mittlerweile fast überall Bildschirme - und damit Möglichkeiten für Spiele. Das würde die bis dato etablierten Hersteller gehörig durcheinander wirbeln, sei aber das Gesündeste, was der Branche passieren kann. An der Vielfalt müsse aber gearbeitet werden - Filme, Bücher und Fernsehen würden derzeit noch wesentlich mehr Themen abdecken als Spiele.
Spiele würden langfristig "überall hingehen - alle Themen, Plattformen und Gruppen, die man sich so denken kann", sinniert Wright. Fast jede Technologie gehe deutlich über die ursprünglichen Erwartungen bei der Konzeption hinaus, merkt er noch an und erinnert an Alexander Graham Bell und dessen einstige Vision: Irgendwann werde es in jeder größeren Stadt ein Telefon geben.
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Will Wrights Spielevisionen
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